Biodiversa+ ist eine Partnerschaft bestehend aus über 80 europäischen und außereuropäischen Partnern. Gemeinsames Ziel ist es Biodiversität zu erforschen und Grundlagen für den Erhalt und die Förderung derselben zu schaffen. Ein besonderer Schwerpunkt der Partnerschaft liegt in der Angleichung europäischer Standards im Bereich Biodiversitätsmonitoring. Dafür wurde innerhalb der Partnerschaft auch eine Reihe von Pilotstudien gestartet, in denen in verschiedenen Partnerländern Biodiversität mit teils innovativen Methoden erfasst wird. Die Pilotstudie zur Bodenbiodiversität in naturnahen Wäldern wird von Eurac Research (als Third Party der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol), unter der Leitung von Julia Seeber koordiniert. Mit dabei sind insgesamt zehn Länder bzw. Regionen – von den Azoren über Deutschland und Schweden bis hin zur Türkei und Israel. Alle europäischen Bodenproben laufen in Bozen zusammen und werden dann vor Ort verarbeitet bzw. zur weiteren Analyse und Bestimmung versandt. Beprobt werden auch fünf Standorte in Südtirol.
Projektbeschreibung und Ziele:
Laut einer aktuellen Studie beherbergen Böden fast 60 % der bekannten Arten. Viele weitere Arten, insbesondere mikrobielle Arten, gilt es noch zu entdecken. Standardisierte Langzeitdaten fehlen allerdings und es ist nur wenig bekannt, wie Bodenorganismen durch den globalen Wandel beeinflusst werden. Genauso wenig wissen wir wie sich Veränderungen in der Gemeinschaftszusammensetzung auf Ökosystemprozesse auswirken werden.
Dieses Pilotprojekt soll eine Basis darstellen für ein zukünftiges, länderübergreifendes Monitoringprogramm. Es zielt darauf ab, traditionelle morphologische (Barberfallen, Handsortierung von Bodenproben) und molekulare (DNA-basierte) Methoden zu testen und deren Ergebnisse zu vergleichen. Zusätzlich wird eine bildbasierte Biomasseanalyse (Biodiscover, Universität Aarhus) getestet, um innovative Ansätze zur Quantifizierung der Bodenbiodiversität zu verbessern.
Basierend auf den Ergebnissen des Projektes und dem Feedback der Partner werden die Protokolle optimiert, um ihre Effizienz und Anwendbarkeit zu verbessern. Die Ergebnisse dieses Pilotprojekts werden in Empfehlungen für ein transnationales Monitoringsystem übersetzt. Ein solches Monitoring kann dazu beitragen, die Bodenbiodiversität langfristig zu überwachen und zu schützen, indem es standardisierte Methoden und Protokolle bereitstellt, die in verschiedenen Ländern und Regionen angewendet werden können.
Standorte und Methoden
In jedem teilnehmenden Land werden insgesamt fünf Standorte in naturnahen Wäldern untersucht. Viele Standorte befinden sich in Natura-2000-Gebieten oder sind anderweitig unter Schutz gestellt. Die untersuchten Waldtypen sind äußerst vielfältig, sie reichen von warmgetönten Steineichenwäldern in Israel, der Türkei und Frankreich über verschiedene Eichen- und Buchenwaldtypen in den mitteleuropäischen Ländern bis hin zu borealen Kiefernwäldern in Schweden. In Südtirol werden zwei Fichtenwälder, zwei Zirbenwälder und ein submediterraner Hopfenbuchenwald untersucht. Die Standorte befinden sich im Naturpark Schlern-Rosengarten, am Latemar, im Mühlwalder Tal und im Montiggler Wald.
Das Pilotprojekt umfasst sowohl Feld- als auch Laborarbeit. Im Feld werden traditionelle Methoden zur Erfassung der Bodenbiodiversität eingesetzt, darunter Barberfallen und Handsortierung von Bodenziegeln. Diese Methoden ermöglichen es, eine Vielzahl bodenbewohnender Wirbelloser im Labor auf Familien- und teils Artniveau zu bestimmen. Zudem werden Bodenproben für eDNA-Analysen (environmental DNA, Umwelt-DNA) an den Untersuchungsstandorten entnommen. Mithilfe dieser molekularen Methode können Gruppen und Arten identifiziert werden, welche mit traditionellen Methoden schwer zu erfassen sind. Zusätzlich werden im Labor abiotische Bodenanalysen durchgeführt.
Partner:
Belgien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Israel, Portugal (Azoren), Slowakei, Schweden, Türkei.
Kontakt:
Julia.Seeber@eurac.edu, Helene.Blasbichler@eurac.edu



