Fließgewässer

Südtirol ist reich an Wasser. Jedes Jahr fallen große Mengen als Regen und Schnee auf unser Gebiet. Ein großer Teil davon fließt oberflächlich ab und bildet Bäche und Flüsse. Innerhalb des Biodiversitätsmonitorings untersuchen wir eine 120 Fließgewässerstandorte über Erhebungsperioden von jeweils vier Jahren. Jedes Jahr werden hierzu 24 Kontrollstandorte untersucht und zusätzlich 24 weitere Standorte. Dabei fokussieren wir uns auf die Erhebung von Larven verschiedener Insekten, wie Köcher- oder Eintagsfliegen, welche ihr Larvenstadium im Wasser verbringen. Daneben untersuchen wir auch abiotische Wasserparameter, wie verschiedene Nährstoffkonzentrationen, pH-Wert, Leitfähigkeit und Sauerstoffgehalt der jeweiligen Fließgewässer.

Weitgehend unterschiedliche topographische, geologische und klimatische Verhältnisse prägen die Fließgewässer Südtirols. Für das Biodiversitätsmonitoring wurden daher alle Fließgewässer in verschiedene Kategorien eingeteilt die sich unter anderem durch ihre Höhenlage, Abfluss und Geologie unterscheiden.

Gräben und langsam fließende Bäche der Talsohle, sind charakteristisch für die kolline Höhenstufe und weisen ein geringes Gefälle auf. Kanalisierte Wasserläufe, wie Gräben im Unterland, dienen vor allem zur Ent- und Bewässerung und als Vorfluter für gereinigtes Abwasser aus den großen Kläranlagen. Da diese Fließgewässer sich häufig in unmittelbarer Nähe von landwirtschaftlichen Flächen, wie intensiv genutzten Obstanlagen oder Weinbergen, befinden, können diffuse Belastungsquellen aus der Landwirtschaft die darin lebenden Fließgewässerorganismen beeinträchtigen.

Diese Wasserläufe sind meist von Obst- und Weinanlagen umgeben

Typische Vegetation eines Grabens

Die Erhebung der Gräben beginnt recht früh in der Feldsaison, meist ist das Team bereits ab März unterwegs

Gräben im Unterland, dienen vor allem zur Ent- und Bewässerung und als Vorfluter für gereinigtes Abwasser aus den großen Kläranlagen

In der Typologie der montanen Bäche und Flüsse wurden die Fließgewässer der montanen Höhenstufe mit niedriger, mittlerer und hoher Wasserführung, sowie mittleren und steilen Gefällen zusammengefasst. Die Geomorphologie unterscheidet sich je nach Region in silikatisch, karbonatisch, oder gemischt. Die Substrate und sogenannten Mikrohabitate können sehr unterschiedlich sein: So können zum Beispiel hinter umgestürzten Baumstämmen Sandbänke und akkumuliertes Feinsediment auftreten, während in flachen, schnell fließenden Abschnitten Kies und Schotter zu finden sind. Zudem variiert die Wassertiefe unter natürlichen Bedingungen lokal erheblich. Besonders die montan/silikatischen Bäche können intermittierend (temporär) vorkommen, also stellenweise versickern. Die Artengemeinschaften in den montanen Bächen können dementsprechend je nach Eigenschaften des untersuchten Fließgewässerabschnitts sehr unterschiedlich ausfallen. Hauptsächlich kommen sensible Gruppen, wie Eintags-, Stein- und Köcherfliegenlarven vor.

Die montanen Fließgewässer stehen für Fließgewässer in der montanen Zone, die durch einen geringen, mittleren oder hohen Abfluss und mäßige bis steile Hänge gekennzeichnet sind

Kies- und Schottersubstraten können sich in flachen, schnell-fließenden Abschnitten anhäufen. So ein Abschnitt wird im Bild untersucht.

Die Substrate und sogenannten Mikrohabitate können in montanen Bächen sehr unterschiedlich ausfallen

In montanen Bächen kommen hauptsächlich sensible Gruppen, wie Eintags-, Stein- und Köcherfliegenlarven vor. Im Bild: Steinfliegenlarve

Alpine Bäche werden stark von den klimatischen Bedingungen in den Alpen beeinflusst und aufgrund der Höhenlage fallen Niederschläge im Winter in Form von Eis und Schnee. Die Schneeschmelze erfolgt vergleichsweise spät, was erst in den Sommermonaten zu erhöhten Wasserständen führt. Die generell niedrige Wassertemperatur, der hohe Sauerstoffgehalt und grobe Substrate wie Steine und Blöcke charakterisieren die alpinen Bäche. Diese Eigenschaften führen dazu, dass die Makroinvertebraten-Gemeinschaften hier sehr anspruchsvoll sind, da gewisse Arten an spezielle alpine Bedingungen angepasst sind und sich in anderen Lebensräumen weniger ansiedeln.

Eine niedrige Wassertemperatur und ein hoher Sauerstoffgehalt sind typisch für alpine Bäche

In montanen Bächen kommen typischerweise grobe Substrate wie Steine und Blöcke vor

Die besonderen Eigenschaften von alpinen Bächen führen dazu, dass die Makroinvertebraten-Gemeinschaften hier sehr anspruchsvoll sind. Im Bild: Eintagsfliegenlarve

Alpine Bäche werden stark von den klimatischen Bedingungen in den Alpen beeinflusst

Gletscherbäche zeichnen sich durch variierende, z.T. hohe Abflussmengen, ganzjährig niedrige Wassertemperaturen, hohe Konzentrationen an suspendierten Feinsedimenten und geringe Nährstoffkonzentrationen aus. Diese besonderen Bedingungen begrenzen das Vorkommen von Makroinvertebraten, wobei sich die Artgemeinschaften durch etliche Spezialisten auszeichnen.

Erhebungen in einem Gletscherbach in der Ortler-Cevedale Gruppe

Hier herrschen besondere Bedingungen vor: ganzjährig niedrige Wassertemperaturen, geringe Nährstoffkonzentrationen und viele Feinsedimente

Hier kommen hauptsächlich Spezialisten vor

Die besonderen Bedingungen von Gletscherbächen begrenzen das Vorkommen von Makroinvertebraten

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