Bei einer Zusammenkunft in Bozen wurde das Projekt Blumenwiesen – Prati fioriti offiziell gestartet. Damit will man die Artenvielfalt schützen und steigern. In den nächsten drei Jahren sollen in 30 Südtiroler Gemeinden 9.000 Quadratmeter Wiesen von hohem ökologischem Wert angelegt werden. Mindestens!
Andreas Überbacher, Direktor der Stiftung Sparkasse und Gastgeber des „Kick-off-Meetings“ sprach gleich zu Beginn das Problem an: „Wir haben uns die Erde zu stark Untertan gemacht.“ Die Stiftung Sparkasse ist einer der Unterstützer des Projekts, neben dem Dachverband für Natur- und Umweltschutz, dem die Projektleitung obliegt, und dem Versuchszentrum Laimburg, dem Verein Sortengarten Südtirol und Eurac Research, die für die wissenschaftliche Begleitung zuständig sind. Das Projekt ist Teil eines größeren, gesamtstaatlichen Netzwerks von Projekten, die der Verein Filiera Futura zum Schutz und zur Förderung der biologischen Vielfalt durchführt. Deren Vertreterin Margherita Testa stellte das Projekt „+ API“ vor, ein Wiesenprojekt, das in ganz Italien umgesetzt wird.
Elisabeth Ladinser, stellvertretende Vorsitzende des Dachverbands für Natur- und Umweltschutz, sagte, die Projektpartner wollen biologische Vielfalt fördern, indem hochwertige Lebensräume unter aktiver Beteiligung der lokalen Verwaltungen geschaffen werden. „Wir wollen mit dem Projekt Blumenwiesen zu einem kulturellen Wandel beitragen“, so Projektleiterin Viola Ducati. Dazu sollen neben den Gemeinde-Bauhöfen auch Schulklassen einbezogen werden, die das Wissen dann in die Familien tragen.
Andreas Schatzer, Präsident des Südtiroler Gemeindenverbands und Bürgermeister von Vahrn sagte, Südtirols Gemeinden seien grüner als man glaube: „Mein Gärtner freut sich, und hat auch schon die Grundschulklassen in das Projekt miteinbezogen.“ Vahrn ist eine der Projektgemeinden.
Andreas Hilpold, Forscher am Eurac-Institut für Alpine Umwelt, beschrieb die Blumenwiese aus wissenschaftlicher Sicht. Die Blumenwiese ist ein Landwirtschaftsraum, der regelmäßig gemäht werden muss. Allerdings werden Wiesen bei intensiver Nutzung stark gedüngt und zu früh und zu häufig gemäht, sodass meist nur Löwenzahn und Wiesen-Kerbel übrigbleiben, aber keine Blumenwiese. „Der Mensch ist durch intensive Landwirtschaft und Klimawandel ein zentraler Faktor für den Artenrückgang“, sagt Hilpold.
Kurt Kußtatscher vom Verein Sortengarten Südtirol berichtete über die Gewinnung von standorttypischem Wiesensaatgut. Die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, da es kaum noch natürliche Blumenwiesen gibt. Das Saatgut wird teils direkt auf Blumenwiesen gewonnen, zum Teil werden Blumen auch eigens angebaut und abgeerntet.
Kathrin Plunger vom Bereich Gartenbau des Versuchszentrums Laimburg berichtete über die Zusammenarbeit mit den Gemeindegärtnern und den Bauhöfen. Die Mitarbeiter werden geschult, wie man eine langlebige Blumenwiese anlegt und pflegt. „Vor allem aber geht es auch um das Wissen, wie eine solche Wiese aussieht“, sagt Plunger. Da sei noch Aufklärungsarbeit zu leisten.
Nach dem intensiven Projektauftakt wurde dann in gemütlicherer Runde weiterdiskutiert. Andreas Überbacher wünschte sich, dass im nächsten Jahr schon 60 Gemeinden teilnehmen werden, „das hoffe ich und glaube ich“.
Dachverband-Geschäftsführer Hanspeter Staffler, der durch den Vormittag geleitet hatte, erzählte, dass alle Projektbeteiligten mit Begeisterung dabei sind und „dass deshalb unser Projekt auf fruchtbaren Boden fallen wird!“