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Stadt, Mensch und Natur: Der Einfluss der Urbanisierung auf die Biodiversität in Bergregionen

Projektbeschreibung und Ziele

Städte wachsen weltweit und heute leben mehr Menschen in städtischen als in ländlichen Gebieten. Der Prozess der Urbanisierung hat weitreichende Auswirkungen auf Natur- und Agrarlandschaften, einschließlich der Vielfalt von Flora und Fauna. Tier- und Pflanzenarten reagieren allerdings unterschiedlich auf die Urbanisierung. So meiden einige Arten die Nähe von Städten, während andere spezielle Ressourcen in städtischen Umgebungen finden, die sie nutzen können. Dies hat auch Auswirkungen auf wichtige Ökosystemleistungen wie Bestäubung von Pflanzen, die natürliche Schädlingskontrolle sowie die gesundheitlichen Vorteile, die Menschen aus der Natur ziehen. Obwohl der Einfluss der Urbanisierung auf die Biodiversität und die damit verbundenen Ökosystemleistungen seit geraumer Zeit Gegenstand von Studien ist, gibt es in diesem Bereich immer noch offene Fragen, insbesondere in Siedlungen der Bergregionen.

Urbanisierung betrifft nicht nur Großstädte. Auch in ländlichen Gebieten, wie in Bergregionen, verändert die infrastrukturelle Erschließung die Biodiversität vor Ort. Die Forschung über die Auswirkungen der Urbanisierung in kleineren Siedlungsräumen und Bergregionen steckt jedoch im Vergleich zu Studien in Großstädten, wie Rom, Berlin oder Melbourne noch in den Kinderschuhen. Bergregionen bieten oft eine große Bandbreite, von stark veränderten bis zu nahezu unberührten Landschaften. Deshalb sind sie besonders geeignet, um die Auswirkungen der Urbanisierung auf die Flora und Fauna entlang städtisch-ländlicher Gradienten zu untersuchen, auch unter Einbeziehung von Höhenunterschieden.

Wie in vielen anderen Bergregionen, spielt auch in Südtirol die Urbanisierung eine zunehmend bedeutende Rolle für die Biodiversität. Durch die in Südtirol enge Verzahnung zwischen Menschen und Natur können die Auswirkungen der Urbanisierung auf die biologische Vielfalt und der daraus resultierenden Ökosystemleistungen besonders deutlich spürbar werden. Das Projekt hat zum Ziel, den Einfluss der Urbanisierung und anderer menschlicher Einflüsse auf die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt in den Siedlungen und Bergregionen Südtirols zu untersuchen. Dabei verfolgen wir einen langfristigen Ansatz, bei dem die Einbindung der Bewohner von zentraler Bedeutung ist. Durch diesen sozial-ökologischen Ansatz soll ermöglicht werden, dass in Siedlungsräumen gleichermaßen die Bedürfnisse der Biodiversität und der Menschen berücksichtigt werden.

Methoden

Als Grundlage für dieses Projekt werden die urbanen Biodiversitätsdaten aus dem Biodiversitätsmonitoring Südtirol (BMS), mit besonderem Schwerpunkt auf Fledermäusen, verwendet. Dabei wurden die Daten so gewählt, dass sie zwei Gradienten folgen: einem Höhengradienten (zwischen 200 m und 1500 m Seehöhe) und einem Urbanisierungsgradienten (von den Industriegebieten der großen Städte bis zu kleinen Dörfern). Zudem werden detaillierte Analysen der Siedlungsräume und ihrer Umgebung (Agrar-, Naturlandschaften) mittels Geodaten durchgeführt, um ihren Einfluss auf das Vorkommen der Biodiversität in den Siedlungsräumen zu untersuchen.

Neben den Biodiversitätsdaten aus dem BMS ist es unser Ziel, auch sozialwissenschaftliche Daten in diese Forschung einzubeziehen, um ein umfassenderes Verständnis der Wechselbeziehung zwischen Menschen und Natur in den Siedlungsräumen zu gewinnen. Hierbei werden sowohl Erhebungsdaten der ISTAT (Nationales Institut für Statistik) einbezogen, während wir uns gleichzeitig in empirischen Studien mit den individuellen Beziehungen der Menschen zur Natur in den untersuchten Gebieten auseinandersetzen.

Projektpartner

Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit Dr. Tanja Straka, Institut für Ökologie, Freie Universität Berlin durchgeführt.

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