Siedlungsbereich

Menschliche Siedlungen bieten grundlegend andere ökologische Bedingungen als alle anderen Habitate. Häuser sind wie künstliche Felsen für Tiere und Pflanzen. Zwischen den Häusern gibt es zahlreiche geschützte Orte. Die Temperaturen sind in den Ortschaften meist höher als in den umgebenden Kulturlandschaften, wenngleich zwischen den Häuserfluchten oft nur wenig Sonnenlicht auf den Boden gelangt. Nährstoffe sind meist ausreichend vorhanden. Die menschlichen Aktivitäten verursachen eine fast konstante Störung. Als Folge dieser Besonderheiten finden wir auch sehr spezielle Tier- und Pflanzengemeinschaften in Städten und Dörfern. Obwohl es in Europa eine lange Tradition gibt, urbane Lebensräume zu untersuchen, stehen wir in Südtirol noch ganz am Anfang. Für das Biodiversitätsmonitoring haben wir insgesamt 30 Standorte ausgewählt, 10 in Städten, 10 in kleinen Dörfern und 10 in Industrie- und Gewerbegebieten. Die Erhebungsmethodik im Siedlungsbereich weicht zum Teil etwas von derjenigen anderer Lebensräume ab, so werden etwa bei den botanischen Untersuchungen Transekterhebungen durchgeführt.

Kleine Dörfer sind in der Regel stark landwirtschaftlich geprägt. Oft finden wir innerhalb von Dörfern noch Hofstellen. Besonders dann, wenn Tierzucht betrieben wird, gibt es einen hohen Eintrag von Nährstoffen. Kleine Dörfer sind meist noch stark verzahnt mit der sie umgebenden Kulturlandschaft. Viele Tier- und Pflanzenarten, die für Wiesen und Weiden typisch sind, dringen in den Siedlungsbereich vor. Insgesamt haben wir 10 kleine Dörfer über ganz Südtirol verteilt ausgewählt.

Kleine Brennnessel (Urtica urens)

Dorfbereich mit Bauerngarten in Pinzagen bei Brixen

St. Peter Lajen

In kleinen Dörfern werden häufig noch Nutztiere gehalten (Pinzagen bei Brixen)

In Südtirol gibt es 8 Städte und eine Reihe von größeren Ortschaften mit urbanem Charakter. In der Regel haben Städte keine direkte Verbindung mehr mit dem landwirtschaftlich geprägen Umland. Städte sind Verkehrsknotenpunkte und Zentren für die Gemeinden in der Umgebung. Aus diesem Grund sind Städte oft die Orte, in denen neue Arten als erstes auftauchen. Viele Neobiota sind bislang nur aus dem Stadtbereich bekannt. Für das Biodiversitätsmonitoring haben wir insgesamt 10 Standorte in den Städten und größeren Ortschaften Südtirols ausgewählt.

Feuerwanze (Pyrrhocoris apterus), Brixen

Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens), Eisacktal

Stadtzentrum von Bozen

Zimbelkraut (Cymbalaria muralis), Bozen

Industriegebiete haben einen Charakter, der sich deutlich von dem von Städten und Dörfern unterscheidet. Die meisten Strukturen sind größer, Zierpflanzen fehlen ganz oder sind großflächig angeordnet. Oft gibt es auch große, brachliegende Flächen. Fast jede größere Gemeinde Südtirols besitzt ein Gebiet, das Handwerk und Industrie vorbehalten ist. Für das Biodiversitätsmonitoring haben wir 10 Punkte in den größten Ortschaften Südtirols ausgewählt.

Blasser Erdrauch (Fumaria vaillantii), Bozen

Straße in der Bozner Industriezone

Zuggeleise im Bahnhof Brixen mit dem Gelben Hornmohn (Glaucium flavum)

Gewöhnlicher Löwenzahn (Taraxacum officinale agg.), Brixen

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