Der europaweit gefährdete Gelbringfalter wurde in Südtirol seit 20 Jahren nicht mehr nachgewiesen. In einem Spezialprojekt des Biodiversitätsmonitorings Südtirol hat sich ein Forscherteam von Eurac Research gezielt auf die Suche nach dem Tagfalter gemacht.
Der Gelbringfalter (Lopinga achine) ist eine europaweit gefährdete Schmetterlingsart, deren Bestand im Rückgang ist. Auch in der Roten Liste Südtirols wurde die Art als „bedroht“ eingestuft. Bislang wurde der Tagfalter in Südtirol nur am Mendelkamm beobachtet. Doch seit zwanzig Jahren konnte der Gelbringfalter auch dort nicht mehr nachgewiesen werden. Daher hat sich ein Forscherteam von Eurac Research im Sommer 2020 auf die gezielte Suche nach dem Gelbringfalter im Mendelgebiet gemacht. Die Suche erfolgte im Rahmen eines Spezialprojekts des Biodiversitätsmonitorings Südtirol. „Ziel des Spezialprojekts ist es, das Vorkommen und die Verbreitung des Gelbringfalters in Südtirol zu untersuchen,“ erklärt Elia Guariento, Insektenexperte von Eurac Research. Zudem wollte das Team mehr über die Verbreitung und Populationsstärke der Art in unserer Provinz verstehen. Ein weiteres Ziel war es, konkrete Maßnahmen für den Schutz des Gelbringfalters in Südtirol vorzuschlagen. Außerdem wollten die Expertinnen und Forscher das Wissen zur Schmetterlings-Biodiversität in den Wäldern am Mendelkamm vergrößern: An einer Reihe von Einzelstandorten wurden alle vorhandenen Tagfalter erhoben. Die Studie fand in Zusammenarbeit mit dem Amt für Natur des Landes statt.
Die Erhebungen
Für die Erhebungen begaben sich die Entomologinnen und Insektenexperten zwischen Juni und Juli in das Mendelgebiet, wo sie alle auftretenden Tagfalter mit einem Netz fingen. Nachdem die gefangenen Tiere bestimmt wurden, wurden sie wieder in die Freiheit entlassen. Für die Erhebungen konzentrierte sich das Forscherteam auf lichte und grasreiche Wälder, also geeignete Lebensräume für den Gelbringfalter.
Ergebnisse
Bei den Erhebungen 2020 konnte der Gelbringfalter trotz gezielter Suche nicht gefunden werden. Da er jedoch grundsätzlich ein seltener Schmetterling ist, bleibt es nicht ausgeschlossen, dass er bei den Erhebungen nicht erfasst wurde, obwohl er im Gebiet vorkommt. Daher werden auch im Jahr 2021 spezifische Nachsuchen durchgeführt, um sein Vorkommen weiterhin zu überprüfen.
Obwohl der Gelbringfalter bisher nicht gefunden wurde, gibt es auch Positives zu berichten: Die Erhebungen haben gezeigt, dass die Wälder der Mendel eine Vielzahl an Tagfalterarten beherbergen. Ganze 36 Arten konnte das Forscherteam erheben, darunter den Kleinen Eisvogel (Limenitis camilla). „Die Kombination aus lichten Wäldern, offenen und sonnigen Standorten, sowie einigen Gewässern wie Löschweiher, bieten offensichtlich vielen Arten einen geeigneten Lebensraum,“ freut sich der Tagfalter-Experte René Federspieler, der die Wälder im Auftrag von Eurac Research untersuchte. Dabei wurden einige der Tagfalterarten für dieses Gebiet zum ersten Mal nachgewiesen. So trug das Projekt auch zur Vervollständigung der regionalen Datenbank zu den Tagfaltern bei.
Anknüpfend an dieses Projekt wird 2021 ein weiteres Spezialprojekt zu Tagfaltern durchgeführt: In einem Citizen Science Projekt sollen Tagfalter zusammen mit Schulklassen erhoben und bestimmt werden. Auf diese Weise erhalten Schülerinnen und Schüler Einblicke in die Welt der Wissenschaftler, sowie in die Welt der Insekten.