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Welttag der Berge im Zeichen der Biodiversität: Gebirge besitzen sehr hohe Bedeutung

Zum Anlass des Welttages der Berge (11. Dezember) weist der Alpenverein Südtirol zusammen mit dem Zentrum zum Schutz und Erhalt von Gebirgsräumen (GLOMOS) und dem Team des Biodiversitätsmonitorings von Eurac Research auf die besondere Bedeutung von Gebirgsökosystemen für die Artenvielfalt hin. Auch die Südtiroler Bergwelt beherbergt einen einzigartigen Schatz an Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, weshalb ein behutsamer Umgang mit dem Gebirgsraum besonders wichtig ist.

Im Jahr 2003 kürte die Generalversammlung der Vereinten Nationen den 11. Dezember zum Welttag der Berge. Ziel des Tages ist es, eine nachhaltige Entwicklung von Berggebieten voranzutreiben. Jedes Jahr wird ein anderes Motto gewählt, zu dem weltweit zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen stattfinden. Heuer steht der Welttag der Berge ganz im Zeichen der Biodiversität.

Zentren der Biodiversität

Berggebiete der Erde sind wahre Hotspots, sprich: Brennpunkte der Biodiversität. Diese Vielfalt hängt mit den Höhengradienten und geologischen Gegebenheiten zusammen. Außerdem spielt die historische und aktuelle Landnutzung eine entscheidende Rolle für die Artenvielfalt. Darüber hinaus sind Gebirge Zentren der Evolution und beherbergen aufgrund langer Phasen der Isolation eine besonders hohe Zahl endemischer Arten, also Arten, die weltweit nur an einem bestimmten Ort vorkommen. Diese Biodiversität in Berggebieten hat eine enorme Bedeutung für die Bergbevölkerung aber auch weit darüber hinaus und erfüllt verschiedene Ökosystemdienstleistungen. So gewährt sie z.B. den Schutz vor Naturgefahren oder das Bereitstellen von Trinkwasser und von genetischer Vielfalt für die Landwirtschaft oder Medizin.

Doch die biologische Vielfalt in den Bergen ist bedroht. Bergökosysteme gehören zu den Landschaften, die weltweit am stärksten gefährdet sind. Zu den wichtigsten Gefährdungsfaktoren zählen der Klimawandel, die Veränderungen der Landnutzung, die Entwaldung, die Infrastruktur- und Stadtentwicklung, die Umweltverschmutzung und die rasche Ausbreitung invasiver Arten.

„Bergregionen beherbergen etwa 87% der weltweiten Arten von Amphibien, Vögeln und Säugetieren obwohl sie nur etwa 25% der terrestrischen Landmasse ausmachen und eine große Anzahl dieser Arten ist auf Bergregionen beschränkt. Kritisch ist, dass gerade diese Berggebiete besonders empfindliche Regionen in Bezug auf die globale Erwärmung und die weltweit zunehmende Klimavariabilität darstellen“ verdeutlicht der Leiter des GLOMOS-Büros an der Eurac, Stefan Schneiderbauer.

Biodiversität auch in Südtirol gefährdet

In der alpinen Zone gibt es südtirolweit einen hohen Anteil an Schutzgebieten. Ca. 36 % der Fläche Südtirols sind geschützt, davon befinden sich etwa zwei Drittel in Hochlagen oberhalb von 2000 m. Dies ist eine ausgezeichnete Ausgangslage für den Schutz und die Erforschung der Bergwelt. Allerdings ist auch die Südtiroler Bergwelt keineswegs ungefährdet. Durch Projekte zur Erweiterung von Skigebieten, zum Bau neuer touristischer Infrastrukturen oder zur Energieerzeugung wird Druck auf alpine Lebensräume ausgeübt. Weite Teile unserer Bergwelt dienen zudem der Freizeitnutzung durch Touristen und Einheimische. Vor allem in den Wintermonaten wirken sich die wiederholte Störung von Wildtieren auf deren Überlebenschancen aus. Eine Flucht vor Wintersportlern zehrt an den ohnehin schon knappen Kraftreserven. Im schlimmsten Fall bedeutet ein wiederholter Energieverlust das Todesurteil für Schneehuhn oder Gämsen.

Klaus Bliem, Referatsleiter im Referat Natur & Umwelt des Alpenvereins richtet daher an alle Bergbegeisterten den Appell: „Wildtiere brauchen im Winter vor allem Ruhe. Störungen können vermieden werden. Meidet man felsige und schneefreie Flächen oberhalb der Waldgrenze, umfährt man Baumgruppen und durchquert man den Waldgrenzbereich möglichst kanalisiert und auf dem kürzesten Weg, dann werden die typischen Aufenthaltsorte der Wildtiere umgangen.“  

Biodiversitätsmonitoring liefert Daten

Das Langzeitprojekt Biodiversitätsmonitoring Südtirol erforscht seit 2019 die Lebensräume und die Artenvielfalt des Landes. So will das Projekt eine Datengrundlage für wissenschaftlich fundierte politische Entscheidungen in puncto Raumplanung, Umweltschutz und Landwirtschaft liefern. Insgesamt werden beim Monitoring 60 alpine Standorte über einen Zeitraum von fünf Jahren untersucht.

 „Die alpinen Standorte gehören zu den spannendsten Untersuchungsgebieten im Biodiversitätsmonitoring. Bei allen untersuchten Tier- und Pflanzengruppen überwiegen hier Spezialisten, also Arten, die fast nur in diesem Lebensraum vorkommen und die an die besonderen ökologischen Bedingungen angepasst sind,“ erklärt Andreas Hilpold, der Koordinator des Biodiversitätsmonitorings Südtirol. Bei den Vögeln sind dies etwa Schneesperling, Schneehuhn, Alpenbraunelle und Steinadler bei den Pflanzen zahlreiche Polsterpflanzen, etwa die verschiedenen Mannsschildarten. Auch bei Heuschrecken und Tagfaltern warten die Gebirge mit Arten auf, die es nur hier gibt, etwa die Nordische Gebirgsschrecke oder der Veilchen-Scheckenfalter.

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