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Streuobstwiesen als Speziallebensraum 2021 im Biodiversitätsmonitoring Südtirol

Im laufenden Jahr erhebt das Forscherteam des Biodiversitätsmonitorings Südtirol zusätzlich zu den alljährlich untersuchten Lebensräumen fünf Streuobstwiesen. Diese Pangert (Baumgart) oder Anger, wie sie hierzulande genannt werden, befinden sich bei Prad im Vinschgau, bei Tisens, am Ritten, bei St. Leonhard bei Brixen und in Thuins nahe Sterzing. In diesen 5 Streuobstwiesen erheben die Fachleute eine Reihe von Tier- und Pflanzengruppen: Vögel, Fledermäuse, Tagfalter, Heuschrecken, Gefäßpflanzen und Moose. Zudem untersuchen sie als Zusatzgruppe auch Wildbienen.

Streuobstwiesen bereichern nicht nur optisch unsere Kulturlandschaft, sie sind auch ein wertvoller Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen. So bietet die Kombination aus wiesenartigem Unterwuchs und alten, hochstämmigen Obstbäumen zahlreiche Nischen: Die Baumhöhlen sind beispielsweise begehrte Brutstätten für zahlreiche Singvögel, während unter der Rinde und im Holz vielerlei Insekten, etwa verschiedene Käferlarven, leben.

Unterschlupf für verschiedene Vogelarten (in diesem Falle Kleiber)

Nicht selten sind die Zweige dicht bewachsen mit Moosen und Flechten. Die gemähten oder beweideten Flächen im Unterwuchs der Bäume sind ein idealer Lebensraum für viele Blütenpflanzen und ein ausgezeichneter Jagdgrund für Greifvögel. Typische Pflanzenarten von Streuobstwiesen sind etwa der Wald-Gelbstern oder verschiedene Lerchenspornarten.

Der Finger-Lerchensporn ist eine typische Pflanzenart in Streuobstwiesen.

Im Herbst hingegen bieten Häufen von Laub und Reisig Igeln, Amphibien und Reptilien einen Unterschlupf.

Leider kommen Streuobstwiesen nur noch sehr vereinzelt in unserer Kulturlandschaft vor. Vielfach mussten sie einer intensiveren Landnutzung weichen bzw. wurden aufgrund des hohen Arbeitsaufwandes „wegrationalisiert“. Systematische Untersuchungen zu diesem Lebensraum in Südtirol fehlen noch weitgehend. Einzeldaten hingegen sind vielfach vorhanden, können aber selten eindeutig diesem Lebensraum zugeordnet werden.

Die diesjährigen Untersuchungen sollen mehr Klarheit geben über das Arteninventar in Streuobstwiesen. Anschließend wird es den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auch möglich sein, genauere Angaben zu Artenzahlen oder zum Vorkommen von seltenen oder gefährdeten Arten zu geben.

Das Team des Biodiversitätsmonitorings Südtirol beteiligt sich mit diesen Erhebungen an der Initiative „Baumgart“. Baumgart ist im Mai 2021 gestartet, um in der Öffentlichkeit Bewusstsein für den Mehrwert des Lebensraums Streuobstwiesen zu schaffen. Mit dabei sind neben Eurac Research der Verein Sortengarten Südtirol, Roter Hahn (Südtiroler Bauernbund), Biolandverband, Dachverband für Natur- und Umweltschutz, der Heimatpflegeverband und das Amt für Natur. Als erste Aktion läuft derzeit ein Fotowettbewerb. Alle interessierten sind eingeladen daran teilzunehmen. Weitere Informationen dazu sind einzusehen unter: Leistungen Fotowettbewerb Streuobstwiesen (eurac.edu)

Die Initiative Baumgart will auf den Mehrwert von Streuobstwiesen hinweisen.

Im Herbst sollen bereits die ersten Ergebnisse der Biodiversitätserhebungen in Streuobstwiesen im Rahmen eines Workshops präsentiert werden.

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