Projektbeschreibung und Ziele: Auwälder waren in Südtirol einst weit verbreitet. Bevor der Mensch begann, massiv in die Landschaft einzugreifen, stellten sie die natürliche Vegetation entlang der größeren Fließgewässer in den Talsohlen von Etsch, Eisack, Rienz und Ahr dar. Um die Talsohlen bewohnbar und nutzbar zu machen, wurden weite Teile gerodet und entwässert. Derzeit ist die Etsch v.a. südlich von Bozen ein künstlicher, monotoner Kanal, umgeben von intensiv genutzter Kulturlandschaft. Im Projektabschnitt zwischen Pfatten und Auer hat sich zwischen den Dämmen ein verhältnismäßig breites Vorland mit einem dichten und Großteiles trockenen Weiden-Pappel-Wald entwickelt. Dieses Projektgebiet soll langfristig ökologisch aufgewertet werden, sodass die Habitatvielfalt (bedrohter) Tier- und Pflanzenarten, welche an Wasser- und Feuchtlebensraum gebunden sind, erhöht wird. Bei der Revitalisierung müssen den Lebensraumansprüchen der Zielorganismen einerseits, sowie dem Hochwasserschutz (für Kulturgüter, Infrastrukturen oder Siedlungsgebiete) andererseits Rechnung getragen werden. Zudem müssen verschiedene Risiken während der Bauphase (z.B. Neophyten-Eintrag) berücksichtigt werden.
Initiator und Träger des Projektes ist die Agentur für Bevölkerungsschutz. Die Projektumsetzung erfolgt in einem Verbund aus Eurac Research, Agentur für Bevölkerungsschutz, Naturmuseum und weiterer Ämter in Zusammenarbeit mit mehreren Umweltbüros und freiberuflichen Biolog*innen. Wir führen dabei einen Teil der Untersuchungen durch, deren Ziel es ist, fundierte Daten über den Ist-Zustand der betreffenden Etschufer (von Flusskilometer 107 bis 113,5) in Bezug auf eine Reihe von Organismengruppen zu erhalten.
Methoden: In Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der Agentur für Bevölkerungsschutz haben wir insgesamt 8 Standorte im Untersuchungsgebiet ausgesucht: fünf Waldstandorte, einen Sandrasen- und zwei Alluvionsstandorte. An diesen Standorten führen wir mit einigen Abweichungen das Standard-Erhebungsprogramm des Biodiversitätsmonitorings Südtirol durch. Wir übernehmen dabei die Erhebungen der Vögel, Fledermäuse, Tagfalter und Heuschrecken und verschiedener weiterer wirbellosen Tiergruppen. Die Lebensraumkartierung und die botanische Erhebung führen externe Experten durch. Weitere externe Expertinnen und Experten erheben an diesen und weiteren Standorten auch Amphibien, Reptilien, Kleinsäuger, Laufkäfer, Fische und analysieren den aquatischen Lebensraum. Die Agentur für Bevölkerungsschutz kümmert sich zudem um die Aspekte Hochwasserschutz, Hydraulik und Geschiebedynamik. Nach den Erhebungen führt die Agentur für Bevölkerungsschutz anhand der gewonnenen Daten gemeinsam mit den Fachpersonen eine umfassende Evaluation über den Ist-Zustand des Flussabschnittes und seiner Uferlebensräume durch.
Projektdauer: Frühjahr 2021 bis Frühjahr 2022.
Partner: Agentur für Bevölkerungsschutz (Landeswarnzentrum und Amt für Wildbach- und Lawinenverbauung Zone Süd), Amt für Natur, Amt für Jagd und Fischerei, Naturmuseum Südtirol.
Beteiligte: Umweltbüro Umwelt + GIS, Brixen; Vito Adami, Bozen; Eva Ladurner, Marling; Timo Kopf, Innsbruck; Universität Bozen.
Kontakt: Ansprechpartner für weitere Auskünfte sind Andreas Hilpold Andreas.Hilpold@eurac.edu und Kathrin Blaas kathrin.blaas@provinz.bz.it