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Erste wissenschaftliche BMS-Publikation zu Tagfaltern

Mit ihren schön verzierten und bunten Flügeln zählen Tagfalter wohl unbestritten zu den beliebtesten Insekten. Die charismatischen Falter sind jedoch nicht nur schön anzusehen, sondern zudem auch noch wichtige Nützlinge: Sie sind wertvolle Bestäuber und sind somit unentbehrlich für das Fortbestehen vieler Pflanzen. Außerdem sind Tagfalter wichtige „Zeigertierchen“, d.h., sie geben Aufschlüsse über den Zustand und die Qualität unserer Umwelt, da sie besondere Ansprüche an ihren Lebensraum haben. Elia Guariento ist Tagfalter-Experte des Biodiversitätsmonitorings Südtirol von Eurac Research und hat diese Gruppe in den letzten vier Jahren in Südtirol erforscht. Einige interessante Schlüsse können aus seinen Erhebungen bereits gezogen werden. Diese hat er nun durch eine wissenschaftliche Publikation veröffentlicht.

Tagfalter

Tagfalter gehören zu den am besten erforschten Insektengruppen. Dementsprechend ist bereits einiges zu ihrem Vorkommen und ihren Lebensräumen bekannt: So sind Schmetterlinge in Europa auf Graslandschaften angewiesen, wo die meisten Tagfalterarten einen wertvollen Lebensraum finden. Diese Grasländer sind teilweise von Menschenhand geschaffen worden, da für die Heuproduktion oder Beweidung Wald- oder Buschflächen gerodet wurden und durch die Nutzung offengehalten werden. Weiters ist bekannt, dass sehr viele Tagfalterarten aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft stark bedroht, oder z.T. bereits verschwunden sind. Daher sind Tagfalter auf die extensive Bewirtschaftung ihrer Lebensräume angewiesen.

Ergebnisse aus den Erhebungen

Diese Trends zeigen auch die Ergebnisse von Elia Guariento auf, der das Vorkommen von Tagfaltern in den wichtigsten Lebensräumen unseres Landes erhoben hat: In Wiesen und Weiden, Äckern, Apfel- und Weinanlagen, Siedlungsgebieten. „Die Erhebungen haben deutlich gezeigt, dass extensive Grasländer, also extensive Wiesen und Weiden, am meisten Tagfalterarten und -individuen beherbergen. Sie bieten auch vielen gefährdeten und spezialisierten Tagfalterarten einen Lebensraum,“ erklärt Elia Guariento. Deutlich weniger Tagfalterarten kamen in einer zweiten, vom Menschen intensiver genutzten Lebensraumgruppe vor, welche Obst- und Weinanlagen, sowie Äcker und Siedlungsgebiete beinhaltet. Die wenigen Tagfalter, welche in diesen Lebensräumen vorkamen, waren hauptsächlich Generalisten, welche weit fliegen können und damit sehr mobil sind, vielleicht auch nur auf der Durchreise waren. Weitere Ergebnisse des Biodiversitätsmonitorings Südtirol verdeutlichen, dass in den extensiven Wiesen und Weiden nicht nur viele und seltene Tagfalterarten vorkommen, sondern dass dies auch für weitere Tier- und Pflanzengruppen zutrifft. Dies verdeutlicht, dass diese Lebensräume äußerst wichtig für den Erhalt der Artenvielfalt sind. Deshalb tragen wir die große Verantwortung, diese Kulturflächen mit hohem Naturwert auch für die Zukunft zu schützen. Subventionen können diese Anbauweise unterstützen und wertschätzen. Guariento empfiehlt besonders die Subvention von extensiven Weiden in tieferen Lagen, welche besonders von der Intensivierung bedroht sind.

Eine besondere Rolle kommt auch semi-intensiven Grasländern zu. Diese werden häufiger gedüngt und gemäht und machen eine größere Fläche aus als extensive Wiesen. Außerdem kommen sie zum Teil noch in etwas tieferen Lagen vorkommen, während extensive Wiesen und Weiden vor allem in höheren Lagen zu finden sind. In diesen semi-intensiven Graslandschaften kamen zwar deutlich weniger Arten vor als in extensiven Wiesen, jedoch auch signifikant mehr Arten als in den weiteren intensiven Lebensräumen. Daher sollte es auch für diese semi-intensiven Kulturflächen Anreize geben, um sie zu erhalten. Subventionen könnten auch in diesen Fällen eine wichtige Rolle spielen, um weitere Intensivierungen oder Auflassung dieser Graslandschaften zu verhindern. Hierbei könnten konkret die Mähtermine für einen späteren Zeitraum angesetzt werden, sowie alternierend gemäht werden, wobei jeweils ein Teil der Fläche ungemäht bleibt.

Was Siedlungsräume anbelangt, so konnte Guariento große Unterschiede bei den hier vorkommenden Arten in den verschiedenen Siedlungsgebieten feststellen. Dies zeigt, dass Siedlungen potenziell Lebensraum für verschiedene Tagfalterarten darstellen könnten. „Um das Vorkommen von Tagfalterarten – und dazu nebenbei das Vorkommen weiterer Bestäuberinsekten – zu unterstützen, könnten Straßenränder und Parks weniger intensiv gemäht oder gar nicht gemäht werden, oder Blühstreifen gesät werden,“ empfiehlt Guariento.

Die wissenschaftliche Publikation

Die Publikation von Elia Guariento kann hier gefunden werden:

Guariento E, Rüdisser J, Fiedler K, Paniccia C, Stifter S, Tappeiner U, Seeber J, Hilpold A (2022) From diverse to simple: butterfly communities erode from extensive grasslands to intensively used farmland and urban areas. Biodiversity and Conservation. https://doi.org/10.1007/s10531-022-02498-3

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